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nach Smyrna. MYTILINI. 14. Route. 189

Mytilini oder Kastro (türk. Midüllü), Hauptstadt der größten
Insel des Ägäischen Meeres (1749,7qkm mit 45000 Einw.; viel
Weinbau und Olivenölgewinnung), deren alter Name Lesbos schon
im späteren Altertum von dem der Hauptstadt verdrängt wurde,
mit 13000 überwiegend griechischen Einwohnern und lebhaftem
Schiffsverkehr, liegt malerisch am Fuße bewachsener, bis zu 500m
hoher Hügel im Halbrund um einen teilweise versandeten Hafen,
dessen Molenköpfe Leuchtfeuer bezeichnen. Der Hügel mit dem
türkischen Fort an der Stelle der alten Akropolis war einst eine
Insel; man fuhr durch einen Kanal aus dem jetzigen (Süd-)Hafen
in einen zweiten auf der N.-Seite, der durch zwei noch erkennbare
Molen geschützt war und heute nur von Fischern benutzt wird. Der
Sund versandete, und auf der so entstandenen Landenge erhebt sich
ein großer Teil der modernen Stadt.

Geschichte. Die Insel Lesbos war das Zentrum der äolischen Griechen
Kleinasiens. Die mächtigste Stadt auf ihr war Mytilene; hauptsächlich von
ihr aus wurde die gegenüberliegende Küste kolonisiert (S. 245). Sie gelangte
zu hoher Blüte, da die kleinen Küstenebenen und die Berge reiche Erträge
an Wein und Öl lieferten und sie allein von den Äoliern Handel trieb.
Erbitterten Bürgerkriegen machte in den ersten Jahrzehnten des VI. Jahrh.
Pittakos, einer der Sieben Weisen, durch kluge Regierung und Gesetz-
gebung
ein Ende; seine Zeitgenossen und Gegner waren die lesbischen
Dichter Alkäos und Sappho. Später unter persischer Herrschaft, dann
befreit, wurde die Insel autonomes Mitglied des Attischen Seebundes, verlor
aber nach dem Aufstande von 428-427 ihre Freiheiten. Von 378 bis etwa
350
gehörte sie dem neuen Seebunde an. Mithradates hatte die Insel kurze
Zeit in seiner Gewalt (88-79), dann gehörte sie zur römischen Provinz Asia.
Unter den byzantinischen Kaisern litt sie viel von Seeräubern, gehörte
zeitweise den Seldschuken, Venezianern und Lateinern. 1354 wurde sie
an das genuesische Geschlecht der Gatelusi vergeben, deren Wappen im
Kastell mehrfach erhalten ist. 1462 entrissen sie ihm die Türken unter
Mohammed II. Im neugriechischen Aufstande litt sie stark und später
durch Erdbeben.

Besuchenswert ist das Kastell mit seinen malerischen Be-
festigungen
, den verbauten antiken Inschriften und Werkstücken,
den mittelalterlichen Geschützen, einer Moschee von 1462 und
prächtiger *Aussicht. In der Stadt geringe antike Reste. Das Theater
ist im W. über einem türkischen Friedhof der Lage nach am Berge
erkennbar (Durchmesser 107m). Nördl. von ihm stehen Stücke
der Stadtmauer, deren Lauf sich verfolgen läßt. Bei der Kirche des
Hag. Therapios
liegen Baureste aus verschiedener Zeit, die fälsch-
lich
als ein Tempel des Apollo oder eine Schule der Sappho ge-
deutet
werden. Auf einem großen alten Bau erhebt sich die Kirche
des Hag. Theodoros
. Im Gymnasion besteht eine kleine Alter-
tümersammlung
.

Ausflüge lassen sich bei den leidlichen Wegen verhältnismäßig leicht
machen. Sehr schön ist die Umgebung des Golfes von Jera (einst Hiera)
oder Olivieri, der bei schmaler Einfahrt von SO. tief eindringt. Westl.
von ihm der höchste Berg der Insel, der spitze Olympos (940m; jetzt Hagios
Elias);
von ihm führte eine etwa 26km lange Wasserleitung, von der an
mehreren Stellen Reste großer Aquädukte stehen, nach Mytilene. Noch
weiter westl. schneidet ein zweiter größerer Busen (der von Kalloni, einst
Pyrrha) in das Land ein. Um ihn dehnt sich die umfangreichste Ebene
der Insel aus mit dem alten Pyrrha (bei Pira Tschiftlik), zu dem ein weiter